Spitzenköche verlieren die Ehrfurcht vor den Sternetestern

Internationaler wurden die Tester des Michelin-Führers, jünger die Spitzenköche Mallorcas und das führt dazu, dass einer von ihnen beinahe keinen Stern bekam. Marc Fosh bekam ebenfalls den bereits seit langem fälligen Stern für das Simply Fosh, dem einzigen Sternerestaurant Palmas.

Andreu Genestra, der in Capdepera seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklichte, begann mit dem Tester zu diskutieren. Dem englischen Gourmetkritiker erschien das Spanferkel verbesserungswürdig und er erlaubte sich, Änderungen zu empfehlen. Das wiederum passte dem 32jährigen Koch, der unter anderem für die kuwaitische Königsfamilie als Chefkoch tätig war, ganz und gar nicht. „Seine Zubereitungsart sei bei den Gästen sehr gefragt, das Spanferkel das am häufigsten bestellte Gericht und sie befänden sich schließlich auf Mallorca.“ Damit schrieb Andreu Genestra seinen Stern ab, bekam ihn aber trotzdem, weil weitere Testesser sein Lokal besuchten.

Ändern wird sich im Restaurant des Hotel Predí Son Jaumell trotzdem nicht viel, auch die Preise werden nicht dem Sterneniveau angepasst, sondern bleiben wie sie sind. Das Gemüse kommt weiterhin aus dem eigenen Garten, Fleisch aus der Umgebung und der Stil mallorquinisch-mediterran.

Dieser Einfluss ist auch das Motto von Marc Fosh, dem Briten, den es 1996 auf Mallorca verschlug. Vielleicht war Kritik am internationalen Kochstil der Mitbewerber schuld, dass er lange keinen Stern für das Simply Fosh erhielt. Ganz unvernünftig klingt das Motto auch gar nicht und für ihn bleibt Mallorca im Mittelmeer und nicht in Asien oder Südamerika. Gäste legen schließlich Wert auf regionale Produkte und mit asiatischen Gerichten wird das schwer umsetzbar sein.

Gäste werden die Auszeichnung auch nicht merken. Mittags gibt es weiterhin die Bistrokarte und abends die Menüs, die ihn und das Simply Fosh berühmt gemacht haben. Erfahrung genug hat er, erkochte er doch bereits 2002 Michelin-Sterne und hielt sie für mehrere Jahre. Dass er sie nun auch für sein eigenes Lokal erhielt, ist mehr als verdient. Mit dem Erfolg umgehen zu können und trotz des Sterne-Hypes seinem Stil treu zu bleiben, wünscht er auch seinem ehemaligen Schützling Andreu Genestra, der „in der Lehrzeit seinen Küchenchef mit Wissensdurst überrannte.“

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